Elefanten-Auffangstation in Thailand, Meeresschildkröten-Projekt in Costa Rica, Löwen-Tierschutzprojekt in Südafrika – Wenn du auf Reisen ehrenamtlich tätig sein möchtest, oder hautnah Tiere erleben willst, hast du viele Möglichkeiten.
In diesem Beitrag geht es insbesondere darum, nachhaltige Tierschutz-Projekte im Ausland zu finden.
Inhalt
Ethischen Tierschutz zu finden ist nicht einfach
Es ist gar nicht so einfach, Tierschutzorganisationen oder -projekte im Ausland zu identifizieren, für die das Tierwohl und nicht der Profit an erster Stelle steht. Nichts, was auf dem ersten Blick seriös erscheint, muss es auch wirklich sein. Also Augen auf bei der Wahl des Herzensprojektes, das du unterstützen möchtest!
Eines der größten Probleme bei Tierschutz-Projekten im Ausland besteht darin, dass Touristen die Tiere als Attraktion sehen und dabei weniger hinterfragen, ob die Organisation tatsächlich auf das Wohlergehen der Tiere ausgerichtet sind. Es gibt unzählige Auffangstationen, die sich diesen Umstand zu nutze machen. Vor allem, wenn Reisende die Möglichkeit haben das Tier anzufassen und mit ihm zu spielen, kann am meisten Profit gemacht werden.
Das Problem mit „Tierschutz“
Was süß und herzerwärmend aussieht, ist jedoch genau das Gegenteil. Mittlerweile werden Löwenbabys sogar extra für solche „Auffangstationen“ gezüchtet. Wenn sie zu groß oder zu gefährlich werden, um die Touristen mit ihnen spielen zu lassen, erfolgt die Freigabe zur Jagd. Auf kleinem Gebiet und mit großer Erfolgschance für den Jäger, macht die Auffangstation so doppelten Gewinnen mit den Tieren. Zwischen 2014 und 2018 wurden 889 getötete Löwentrophäen in die EU importiert (Humane Society International). Und das sind nur die, von denen die Öffentlichkeit erfährt.
Wie kannst du als Reisende*r die ethisch bedenklichen Projekte erkennen, wenn sich alle Löwen-Center „Sanctuary“, “Rehablitation-Center” oder „Conservation Program“ nennen? Diese Frage hat sich Kathrin, die Gründerin von give & grow, vor vier Jahren auf ihrer eigenen Reise gestellt. Sie hat selbst einige Tierschutz-Projekte im Ausland besucht und mit verschiedenen Gründer*innen und Projektbeteiligten gesprochen.
Tierschutz in Südafrika – so geht es „richtig“
Eine davon war Elzette. Elzette arbeitet bei Tenikwa, einem Wildlife Rehabilitation and Awareness Center in Plettenberg Bay in Südafrika. Dort hat Kathrin sie 2018 besucht.
Das Projekt kümmert sich um verletzte Tiere und setzt sich für Umweltschutz ein. Das komplette Interview mit ihrer Geschichte und allen Tipps findest du im Podcast Change & Perspective.
Die zehn wichtigsten Tipps haben wir für dich herausgesucht und in diesem Artikel zusammengefasst:
10 Tipps für die Suche nach einem ethischen Tierschutz-Projekt
1) Sei neugierig und skeptisch
Die wichtigste Regel zuerst: Sei neugierig und skeptisch. Schau dir die Internet-Seite und die Rezensionen zu der Einrichtung an und suche gezielt nach fragwürdigen Berichten. Du findest nichts, was dich irritiert? Perfekt!
Aber: Wenn alle Reviews nur von der persönlichen Erfahrung und nicht über die Arbeit des Projektes bzw. der Organisation berichten, darfst du weiterhin vorsichtig sein.
2) Zucht der Tiere
Züchtet die Einrichtung Tiere? Wenn ja, sei dir bewusst, dass keines dieser Tiere in die Wildnis entlassen werden kann. Wurden sie in Gefangenschaft oder Obhut geboren, bleiben sie dort, werden weiterverkauft oder gejagt.
3) Lifetime Care
Gibt es eine offizielle Lifetime Care? Lifetime Care bedeutete, dass die Tiere, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht mehr in die Wildnis entlassen werden können, tatsächlich ein Leben lang versorgt und in der Institution bleiben werden. Für rein kommerzielle Projekte ergibt das oft keinen Sinn, denn sobald die Tiere nicht mehr süß und gesund bleiben, sind sie einfach nur teuer und das bedeutet geschäftlich Verlust.
4) Wildtiere sind keine Haus- oder Streicheltiere
Darfst du die Tiere anfassen oder sogar streicheln? Das ist ein No-go! Sowohl für deine Sicherheit als auch die des Tieres. Denke immer daran, der Kontakt mit Menschen ist für Wildtiere nicht natürlich. Es sind nun mal keine Haustiere. Das gilt für Tiere, die in der Wildnis leben, genauso wie für wilde Tiere in Obhut.
5) Zertifizierungen
Ist die Einrichtung Fair-Trade zertifiziert oder hat sie ein anderes Zertifikat? Wenn du unsicher bist schau dir an, wie strikt das Zertifikat wirklich ist. Hier wird häufig mit Greenwashing gearbeitet (GSTC ist eine gute Quelle).
6) Stell vorab Fragen
Ganz wichtig: Bevor du eine Tour buchst und Geld bezahlst, stell vor Ort Fragen und schau dir an, welchen Eindruck die Tiere auf dich machen. Sind die Menschen eher an einem Gespräch mit dir interessiert, oder daran dir eine Tour zu verkaufen. Vor Ort können die Mitarbeiter kritischen Fragen nicht ausweichen.
7) Hör auf dein Bauchgefühl
Fühlst du dich mit dem Projekt wohl? Vertraust du dem Ort und den Menschen? Wenn du ein mulmiges Gefühl hast, dann such dir lieber ein anderes Projekt aus. (Disclaimer: Hab hier auf jeden Fall auch deine kulturelle Prägung im Kopf, die dein Bauchgefühl beeinflussen kann.)
8) Aufklärendes Gespräch
Erhältst du vor dem Start deines Besuchs im Tierschutz-Projekt ein persönliches Gespräch, bei dem du über alle Abläufe, Regeln, Sicherheitshinweise für Mensch und Tier, aufgeklärt wirst?
9) Sprich mit anderen freiwilligen Helfern
Nimm Kontakt zu anderen auf, die bereits das Projekt unterstützt haben. Du kannst sie beispielsweise über Erfahrungsberichte im Internet finden oder du suchst in den sozialen Medien nach Hashtags der Organisation.
10) Achte auf Ausbeutung als Freiwilligenhelfer
Das Geschäft „Freiwilligenarbeit“ ist ein sehr lukratives Geschäft. Es gibt viele Touristen, vor allem Langzeitreisende, die sich gerne im Ausland ehrenamtlich für den Tierschutz engagieren und Gutes tun wollen. Einige Projekte sind erst durch dieses Engagement und die damit verbundene Nachfrage entstanden (siehe Löwen-Babys).
Die Freiwilligen zahlen eine gewisse Summe an das Projekt, stehen für die vereinbarte Zeit als Arbeitskraft zur Verfügung und erhält im Gegenzug ein gutes Gefühl für die erbrachte Tat und Verpflegung. Achte gerade als Freiwilligenhelfer darauf, nicht für ein unethischen Tierschutz-Projekt ausgenutzt zu werden.
Key Takeaway
Tierschutz auf Reisen und im Ausland ist nicht immer einfach, aber möglich. Schau genau hin, was und wen du vor Ort unterstützt.
Übernimm Verantwortung für Tierschutz auf Reisen im Ausland
Tierschutz auf Reisen und im Ausland ist nicht immer einfach, aber möglich. Schau genau hin, was und wen du vor Ort unterstützt. Wir hoffen, die 10 Tipps für Tierschutz im Ausland helfen dir dabei nachhaltige Tierschutz-Projekte zu finden. Denn wichtig ist vor allem eins: investiere Zeit in deine Recherche, um am Ende nachhaltige und gute Tierschutz-Projekte im Ausland und auf Reisen zu unterstützen. Denn es gibt sie wirklich!
In den nächsten Blogbeiträgen werden wir näher auf unterschiedliche Tierschutzprojekte eingehen. Die Tipps in diesem Beitrag helfen dir als erste Orientierung. Wichtig ist aber auch, dass du bei unterschiedlichen Tierschutz-Projekten im Ausland unterschiedliche Dinge beachten kannst und darfst. Wie ist das beispielsweise mit dem Schutz von Affen oder Elefanten? Woran erkenne ich gute Schildkröten-Projekte? Auf diese Themen gehen wir in den nächsten Beiträgen genauer ein.
Du hast Fragen oder Anregungen für weitere Blogthemen, dann schreibe uns hier gerne eine Nachricht.
Welcome to the family, Changemaker!
Janine
Janine hat BWL studiert und 4 Jahre lang bei einem Industrieunternehmen gearbeitet. Letztes Jahr hat sie sich selbstständig gemacht, um nachhaltige und sinnstiftende Unternehmen vor allem im Bereich Social Media zu unterstützen. Sie liebt es zu Reisen und beschäftigt sich in ihrer Freizeit auch viel mit dem Thema Nachhaltigkeit.
Quellen & Links:
Humane Society International: Trophy Hunting by the Numbers: The European Union’s role in global trophy hunting
- Tenikwa über Tierschutz im Tourismus
- Podcast Folge: Afrikas Tierschutz Guide: bewundern und helfen – Interview mit Elzette Lategan
- Lese mehr über Nachhaltiges Reisen in diesem Blog-Beitrag: Nachhaltiges Reisen über den Bambustrohhalm hinaus
Wer steckt hinter give & grow?
Job gekündigt, Welt bereist und auf einer Mission internationales Volunteering und Reisen zu revolutionieren. Kathrin ist Kopf und Herz von give & grow. Die gesamte Geschichte und was dahinter steckt kannst du hier nachlesen.
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