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Lust im Herbst zum Sonnen in den Süden oder zum City Trip nach London zu fliegen? Nach der Corona Pandemie nimmt die Anzahl der Flugreisenden schnell wieder zu. Bei vielen mit im Gepäck: das schlechte Gewissen. Eine auf den ersten Blick schnelle Möglichkeit, um dieses zu erleichtern, ist die Kompensation der CO2-Emissionen. Das geht inzwischen immer einfacher, da es neben spezialisierten Anbieter wie Atmosfair auch Angebote bei den Fluggesellschaften selbst gibt. 

Laut Ryanair nutzen allerdings nur etwa 3 Prozent der Passagiere diese Option. Ein möglicher Grund ist die Unsicherheit der Reisenden, ob diese Art der “Wiedergutmachung” wirklich etwas bringt. In unserem Blogbeitrag erfährst Du deshalb, wie die CO2-Kompensation funktioniert, worauf man achten sollte, wohin das Geld fließt und wie sinnvoll diese ist.

Im Jahr 2018 war der Luftverkehr für etwa 2,8 Prozent der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich (Internationale Energieagentur 2019). Eine weitere Studie unter der Leitung der Manchester Metropolitan University untersuchte zwischen 2000 und 2018, welchen Anteil der globale Luftverkehr am Klimawandel hat. Die Forscher ermittelten, dass dieser Anteil bei 3,5 Prozent liegt (DLR 2020). 

Damit nimmt der Luftverkehr im Vergleich zu anderen Bereichen zwar einen geringeren Anteil ein, die ausgestoßenen Emissionen sind jedoch beachtlich. Zwischen 1940 und 2018 wurden durch den Flugverkehr 32,6 Milliarden Tonnen CO2 emittiert; die Hälfte davon allein in den letzten 20 Jahren. Zudem schadet der Flugverkehr dem Klima nicht nur durch die reinen Emissionen, sondern auch durch die Kondensstreifen* und daraus resultierende Kondensstreifen-Zirren* (DLR 2020).

Tortendiagramm Zusammensetzung der weltweiten CO2 Emissionen

Grafik: Zusammensetzung der weltweiten CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe (Quelle: Internationale Energieagentur 2019; Werte aus 2016).

Was ist CO2-Kompensation und wie funktioniert diese?

Die Idee der CO2-Kompensation besteht darin, dass die Treibhausemissionen, die bei einem Flug entstehen, durch Investitionen in passende Projekte an anderer Stelle eingespart werden (Erdmann, 2019). Am besten lässt sich die CO2-Kompensation anhand eines Beispiels verdeutlichen: 

Atmosfair nutzt die Kompensationsbeiträge beispielsweise dazu, klimafreundliche Öfen in Ruanda zu installieren. Diese Öfen reduzieren den Holzbedarf beim Kochen um bis zu 80 Prozent gegenüber traditionellen Kochstellen. Dadurch werden weniger Bäume gefällt und weniger CO2-Emissionen bei der Holzverbrennung freigesetzt (Atmosfair, 2022).

Wie funktioniert CO2 Kompensation Graphik

Wie sinnvoll ist die CO2-Kompensation?

Das sagt aktuell die Wissenschaft

Damit die Auswirkungen der Klimaveränderung in verträglichen Grenzen bleiben, wurde 2015 auf der UN-Klimakonferenz in Paris das Ziel definiert, die durchschnittliche Erderwärmung auf deutlich unter 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Die meisten Wissenschaftler sprechen sogar von einem 1,5°C-Ziel.

Basierend auf dem 1,5°C-Ziel hat der Weltklimarat IPCC ein globales Emissionsbudget von etwa 420 Mrd. Tonnen CO2 berechnet. Geht man von einer mittleren Weltbevölkerung von 8,8 Mrd. Personen aus, bedeutet dies für den Zeitraum von 2018 bis 2025, dass jedem Menschen ein durchschnittliches Jahresbudget von 1,5 Tonnen CO2 zustünde.

Schon bei einem Hin- und Rückflug von Köln nach Palma de Mallorca werden pro Person allerdings etwa 500 kg CO2-Emissionen freigesetzt. Dies entspricht einem Drittel des verfügbaren CO2-Jahresbudgets; die zusätzlichen Emissionen durch Flughafentransfer, Hotelaufenthalt und Aktivitäten werden dabei noch nicht berücksichtigt.

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Nachhaltiger Transport – geht das?

Wie finde ich das nachhaltigste Transportmitteln für meine Reise und was sagen Expert*innen zur Kompensation? Mehr dazu in unserem Online-Kurs.

Die CO2-Kompensation verhindert nicht, dass diese Treibhausgase ausgestoßen werden.

Fliegen schadet weiterhin dem Klima. Deshalb ist es wichtig, sich bei der Reiseplanung vorab Gedanken zu machen. 

  • Gibt es alternative Anreisemöglichkeiten für mein Reiseziel (z.B. mit dem Thalys nach Paris oder mit dem Nachtzug nach Wien)?
  • Kann ich einen Teil der Anreise so gestalten, dass Emissionen vermieden werden (z.B. durch eine Bahnfahrt zum nächstgrößeren Flughafen mit einem Direktflug)?
  • Muss ich wirklich Business Class fliegen oder reicht ein Sitzplatz in der Economy Class (Verhältnis der Emissionen liegt bei ca.  3:1)?

Wenn man sich trotzdem für einen Flug entscheidet, ist die Kompensation dann eine Möglichkeit den eigenen Fußabdruck zu reduzieren und Projekte zu fördern, die sich für Klima- und Umweltschutz einsetzen. Grundsätzlich gilt: Fliegen mit Kompensation ist besser als Fliegen ohne Kompensation.

Wie viel kostet die CO2-Kompensation?

Kosten der CO₂ Kompensation Graphik

Die Kosten für die CO2-Kompensation variieren je nach Anbieter. Dies kann zum einen an einer anderen Berechnung der CO2-Emissionen liegen, aber auch an den Projekten, die durch den Beitrag unterstützt werden.

Nach einem Vergleich von ZEIT ONLINE aus dem Jahr 2021 liegen die Kosten pro Tonne ausgestoßenem CO2 zwischen 15 und 23 Euro (Erdmann 2019). Im Vergleich liegen die Kosten für den CO2-Ausgleich bei den Airlines deutlich unter denen der gemeinnützigen Anbietern.

So werden die CO2 Emissionen berechnet

Um die CO2-Emissionen möglichst genau berechnen zu können werden verschiedene Informationen benötigt:

  1. Start- und Zielflughafen sowie mögliche Zwischenstopps
  2. Flugzeugtyp (dies lässt sich häufig im Flugzeug selber auf der Sicherheitskarte oder bei der Suche nach der Flugnummer herausfinden)
  3. Flugtyp (z.B. Charter- oder Linienflug)
  4. Sitzklasse (z.B. Economy oder Business Class)

Wenn Informationen fehlen, verwenden die Anbieter häufig einen Mittelwert oder bieten eine Reihe an Airlines zur Auswahl an, um die Berechnung zu verfeinern. Meistens sind die Unterschiede zwischen den Airlines auf derselben Flugstrecke allerdings minimal.

Grafik_Transportmittelvergleich anreise

Welche Anbieter & Projekte gibt es?

Generell kann man bei den Anbietern von CO2-Kompensation zwischen gemeinnützigen und kommerziellen Organisationen unterscheiden. Zu den gemeinnützigen Organisation gehören Unternehmen wie Atmosfair, Primaklima oder myclimate. Alle haben gemeinsam, dass ihre Einnahmen mit bis zu 90 Prozent direkt in Klimaschutzprojekte fließen. Die übrigen Einnahmen werden z.B. für Personalkosten, Miete oder Bürobedarf verwendet. Bei kommerziellen Anbietern werden Klimaschutzprojekte mehr eingekauft als mitentwickelt (Tolzmann 2021). 

Stiftung Warentest hat 2018 sechs Anbieter hinsichtlich der Qualität der CO2-Kompensation getestet. Mit sehr gut abgeschnitten haben Atmosfair (Note: 0,6), Klima-Kollekte (Note: 1,1) und Primaklima (Note: 1,6). Der Anbieter myclimate, mit dem auch die Lufthansa beim Thema CO2-Kompensation zusammenarbeitet, erhielt das Urteil “gut” (Note: 2,2). Zwei weitere Anbieter (KlimaManufaktur und Arktik) konnten nicht überzeugen und schnitten mit ausreichend ab.

Ergebnis Kompensationsanbieter im Test Graphik

Die drei Top-Anbieter setzen dabei auf unterschiedliche Modelle bei der CO2-Kompensation. Atmosfair fokussiert sich beispielsweise auf Projekte aus sechs Bereichen: 

  1. Effiziente Öfen u.a. in Ruanda und Nigeria
  2. Solarenergie u.a. im Iran oder auf Madagaskar
  3. Biogas und Biomasse u.a. in Nepal und Indien
  4. Wasserkraft in Honduras
  5. Umweltbildung in Deutschland
  6. Tourismus-Umbau in Nepal

Primaklima dagegen setzt auf den Schutz von Waldflächen in Nicaragua, Deutschland, Uganda und Indonesien. Ziel ist der Erhalt der Wälder bzw. die Erschaffung einer Struktur, in der die Wälder gebraucht werden. Dabei setzt der Anbieter auf verschiedene Ansätze wie das Pflanzen von Schattengewächsen oder die Unterstützung von Ökotourismus.

Vorsicht bei Biogras- oder Windenergieanlagen

Bei den Projekten ist es vor allem wichtig darauf zu achten, dass diese nur mit der Kompensation verwirklicht werden können. Deshalb sollten Projekte zum Bau von Biogas- oder Windenergieanlagen kritischer betrachtet werden, da diese häufig staatliche Förderung erhalten und die Kompensation lediglich den Gewinn der Betreiber steigert. 

Wer hier unsicher ist, kann sich näher zu den Projekten informieren, die Anbieter kontaktieren oder darauf achten, dass die Projekte dem CDM Gold Standard entsprechen. Diese unabhängige Zertifizierung stellt sicher, dass die Projekte sowohl klima- als auch entwicklungspolitisch sinnvoll sind.

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Nachhaltiger Transport – Vergleich, Fakten und Tipps

Wie finde ich das nachhaltigste Transportmitteln für meine Reise und sollte ich kompensieren oder macht das keinen Sinn? Mehr dazu in unserem Online-Kurs.

Klimakompensation in Europa?

Eine Alternative zum projektbasierten CO2-Ausgleich bietet das Unternehmen Compensators. Sie nutzen die Spenden, um Verschmutzungszertifikate aus dem Europäischen Emissionshandel zu erwerben. Dadurch stehen den Industrieunternehmen in der EU weniger Zertifikate zur Verfügung und sie müssen selbst Einsparung vornehmen.

Zusätzlich fließen die Einnahmen durch den Kauf von deutschen Zertifikaten in den Energie- und Klimafonds (EKF). Aus diesem Fond werden beispielsweise Maßnahmen für erneuerbare Energien, energetische Gebäudesanierung oder Elektromobilität finanziert.

Alles auf einen Blick

Zusammenfassend wird deutlich, dass die Kompensation der Emissionen bei Flugreisen keine endgültige Lösung für die entstehenden CO2-Emissionen ist. Gerade deshalb findet man bei der Internetrecherche auch viele kritische Beiträge. Einig sind sich die meisten aber zumindest in einem: Fliegen mit Kompensation ist besser als Fliegen ohne Kompensation; solange man dies nicht als Freifahrtschein nimmt und mehr Flugreisen bucht als vorher.  

Wie in vielen anderen Bereichen der Nachhaltigkeit gehört auch in Sachen CO2-Kompensation ein Bewusstwerden dazu. CO2-Rechner bieten einem eine gute Möglichkeit, eine genaue Zahl für die ausgestoßenen Emissionen zu berechnen. Dieses Wissen hilft dabei, Entscheidungen in Bezug auf deine Reise bewusster zu treffen. 

Wenn Du für Dich zusätzliche Klarheit für deine Flugentscheidung schaffen und lernen möchtest, wie Du mit Flugscham besser umgehen kannst, empfehlen wir Dir unseren kostenlosen Online Kurs. In drei Modulen lernst Du, was Flugscham überhaupt ist, wie Du mit ihr umgehen kannst und wie Fliegen in Zukunft aussehen könnte.

Jetzt interessiert mich deine Meinung: Ist CO2 Kompensation Fliegen mit grünem Gewissen?

Profilbild-Alice

Alice

Alice hat BWL studiert und 3 Jahre lang bei einer Agentur in Köln gearbeitet. Anfang 2022 entschied sie sich für eine berufliche Neuorientierung, bei der das Thema Nachhaltigkeit ganz vorne stehen soll. Sie liebt es zu Reisen und träumt davon, mit Buckelwalen im Pazifik zu schwimmen.

    Quellen & Links:

    *Zusatzinformationen – Kondensstreifen & Kondensstreifen-Zirren:

    “ Kondensstreifen bilden sich aus Wasserdampf in Verbindung mit den Rußpartikeln, die von Flugzeugen ausgestoßen werden. Nach kurzer Zeit entstehen Eiskristalle in der eisigen Atmosphäre. Aus diesen Kondensstreifen können sich später Zirruswolken entwickeln. Diese durch den Menschen verursachten Eiswolken sowie die Kondensstreifen werden zusammengefasst als „Kondensstreifen-Zirren“ bezeichnet. ”

    (Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt)

    Kathrin David Portrait Sonnenlicht Feld Köln

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